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Mitarbeiter-Rotation: Interdisziplinäre Feld-Hospitanz

Wie praktiziert man interdisziplinären Austausch? Das ‘Affekte der Forscher’ Team hat zu diesem Zweck eine dreiteilige Feldhospitanz in Bern und in Indonesien durchgeführt.

22.04.2015

Beobachtung im Tanjung Puting Nationalpark

Beobachtung im Tanjung Puting Nationalpark
Bildquelle: Mira Shah / Julia Keil

'Ethno-Lab' in Yogyakarta, Filmstill aus dem Filmprojekt 'Decision for an Adequate Distance'

'Ethno-Lab' in Yogyakarta, Filmstill aus dem Filmprojekt 'Decision for an Adequate Distance'
Bildquelle: Emanuel Mathias

Zunächst nahmen die DoktorandInnen aller drei Disziplinen im Herbst 2013 an der Universität Bern an einem Blockseminar zur Einführung in literaturwissenschaftliche Methoden der Affektanalyse teil. Sie erhielten dann im Winter 2015 auf Java und Borneo vier Wochen lang Einblick in die Forschungsmethoden und -praxis der Ethnologie und der Primatologie.

In der javanischen Stadt Yogyakarta übten sie, angeleitet und betreut durch das Ethnologie-Team, Methoden der ethnographischen Wissensproduktion. Die vorbereitend entworfenen Forschungsinteressen, -methoden und -zwecke wurden dazu einleitend in einem zweitägigen Workshop am KUNCI Cultural Studies Center im Rahmen des eigens für diesen Austausch entworfenen ‘Ethno-Lab’ besprochen. Gemeinsam mit indonesischen TeilnehmerInnen, die ebenfalls eine (länger dauernde) ethnologische Forschung verfolgen, wurden Untersuchungspläne und -felder, Methodenwahl und Ethik der Projekte diskutiert, hinterfragt, geschärft, und nicht zuletzt wurde durch das Knüpfen vielfältiger Kontakte deren Umsetzbarkeit ermöglicht. In den folgenden Wochen wurden so Mini-Ethnographien auf den Weg gebracht, die den je eigenen Interessen der DoktorandInnen der Primatologie und Literaturwissenschaft entsprachen: die Wahrnehmung von Affen in der Öffentlichkeit (Julia Keil), die Selbstkonzepte und Organisationsformen von Künstlern (Mira Shah) oder die emotionale Arbeit von informellen Touristenführern (Fermin Suter). Die verschiedenen Aspekte ethnographischer Arbeit – der Umgang mit kultureller Differenz, die Involvierung des Forschersubjekts, die Eigendynamik des Untersuchungsfelds – und die damit einhergehenden persönlichen Herausforderungen bedeuteten sowohl eine aktive Auseinandersetzung der FeldhospitantInnen mit einer fremden disziplinären Arbeitsweise als auch die gemeinsame, d.h. interdisziplinäre Reflexion über die Bedeutung von Forscheraffekten in der ethnologischen Wissensproduktion.

Im Anschluss reiste das gesamte Projektteam nach Kalimantan auf der Insel Borneo. Hier ließ sich im Orangutan Care Center in der Nähe Pasir Panjangs und mit einer dreitägigen Bootstour durch den Tanjung Puting Nationalpark nicht nur Einblick in die Forschungsbedingungen und die Arbeitsweisen der Primatologie gewinnen, sondern auch erleben, wie sich die letzten Orangutans in freier Wildbahn bewegen. Die DoktorandInnen konnten mit verschiedenen Formen der Verhaltensbeobachtung experimentieren und das natürliche Habitat der Orangutans studieren – und sich selbst auf die Voraussetzungen hin überprüfen, die diese Form der Forschung erfordert, sowie im Austausch miteinander die Vielfalt an affektiven Mustern in diesem Kontext explorieren.  

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