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Studie: Diagnose „Depression“ oft zu pauschal

Individuelle Symptombefunde sind für eine erfolgreiche Behandlung von Depressionen von großer Bedeutung.

News vom 24.03.2014

Allgemeine Depressionsbefunde verschleiern einer Studie von Wissenschaftlern der Freien Universität Berlin und der Arizona State University zufolge häufig relevante symptomatische Unterschiede von Patienten mit Depressionen und können eine angemessene Therapie verhindern. Der klinische Psychologe Dr. Eiko Fried vom Exzellenzcluster Languages of Emotion der Freien Universität wertete gemeinsam mit Professor Randolph Nesse die Daten von mehr als 3.700 ambulanten depressiven Patienten aus. Die Wissenschaftler wiesen nach, dass bestimmte Symptome einer Depression, etwa Trauer und Konzentrationsschwierigkeiten, besonders stark mit sogenannten psychosozialen Beeinträchtigungen einhergehen. Das habe zur Folge, dass die Diagnose „Depression“ zu allgemein sein kann, um eine Behandlung zu gewährleisten, die effektiv ist und dem symptomatischen Zustand des Patienten entspricht. Die Studie trägt den Titel „The Impact of Individual Depressive Symptoms on Impairment of Psychosocial Functioning“ („Die Auswirkung von individuellen depressiven Symptomen auf die Beeinträchtigung psychosozialen Verhaltens“) und wurde in der Fachzeitschrift PLoS ONE veröffentlicht.

Den Erkenntnissen zugrunde liegen Daten von 3.703 depressiven ambulanten Patienten aus den USA, die für eine Studie des US-amerikanischen „National Institute of Mental Health“ (NIMH) erhoben wurden. „Unsere Studie basiert auf einer großen Anzahl depressiver Patienten aller Altersklassen und sozialen Schichten. Dies ist gerade bei klinischen Studien selten der Fall, da häufig nur stark vorausgewählte Personengruppen teilnehmen können“, sagt Psychopathologe Eiko Fried. „Ein weiterer Vorteil ist, dass die untersuchten Patienten bei Erhebung der Daten nicht unter dem Einfluss von Antidepressiva standen. Die Ergebnisse sind daher auch auf Europa bzw. Deutschland übertragbar, da keine Unterschiede in der Medikamentenverfügbarkeit und -Einnahme bestanden haben.“

Die Forscher Fried und Nesse analysierten, wie stark 14 verschiedene Depressionssymptome das psychosoziale Verhalten der Patienten beeinträchtigen. Dabei stellten die Wissenschaftler Varianzunterschiede bei den Beeinträchtigungen durch einzelne Symptome von 0,7 Prozent (Schläfrigkeit) über 13,1 Prozent (Interesselosigkeit) bis hin zu 20,9 Prozent (Traurigkeit) fest. Die Forscher zeigen ebenfalls, dass manche Symptome besonders starken negativen Einfluss auf bestimmte psychosoziale Verhaltensfelder haben, beispielsweise Interessensverlust in Bezug auf soziale Aktivitäten und Selbstvorwürfe mit Blick auf das Verhalten in Beziehungen. Über alle Verhaltensfelder hinweg hatten die Symptome Traurigkeit und Konzentrationsprobleme den stärksten allgemeinen negativen Effekt.

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