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Antrittsvorlesung von Prof. Dr. Dr. Friedemann Pulvermüller: "Braucht die Sprache ein Gehirn"

17.06.2014 | 16:00 c.t. - 18:00

„Braucht die Sprache ein Gehirn? Vom Nutzen neurowissenschaftlicher Theorien und Experimente für die Linguistik" ist der Titel der Antrittsvorlesung des Neurowissenschaftlers und Linguisten Prof. Dr. Dr. Friedemann Pulvermüller, Professor für Neurowissenschaft der Sprache und Pragmatik und Leiter des  Labors für Gehirn- und Sprachwissenschaft an der Freien Universität Berlin.

In seinem Vortrag zeigt Friedemann Pulvermüller, warum moderne Sprachwissenschaft den Blick ins Gehirn dringend braucht. Die Notwendigkeit, Sprach- und Gehirnforschung miteinander zu verbinden, ergibt sich nicht nur aus der Tatsache, dass spezifische Gehirnprozesse für Sprechen und Verstehen notwendig sind. Pulvermüller argumentiert, dass der Blick auf das und in das Gehirn wichtig sei, um Sprachtheorien zu beurteilen und experimentelle Hinweise auf die Adäquatheit linguistischer Annahmen zu gewinnen. Wie er in seinem Vortrag belegt, erbrachten experimentell-neurowissenschaftliche Forschungen neuerdings wichtige Erkenntnisse zu den Fragen, wie Sprachlaute (Phoneme) verarbeitet werden und wie schnell Sprache verstanden wird. Der Vortrag widmet sich zudem dem Thema, wie mit hirnwissenschaftlichen Methoden Aufschlüsse darüber gewonnen werden können, ob sprachliche Konstruktionen zusammengesetzt oder als Ganzes abgespeichert sind. Die Frage der Bedeutungsverarbeitung steht ebenso auf dem Programm wie die nach dem Nutzen der Sprachwissenschaft überhaupt – hier geht Pulvermüller auf neuere neurowissenschaftlich-linguistische Forschungen zur Sprachtherapie nach einem Schlaganfall ein.

Friedemann Pulvermüller studierte Biologie und Linguistik in Tübingen, promovierte in Linguistik und Psychologie und habilitierte sich in den Fächern Psychologie und Verhaltensneurowissenschaften. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter, Helmholtz- und Heisenberg-Stipendiat forschte und lehrte er am Max-Planck-Institut für Biologische Kybernetik, an der University of California, Los Angeles, der Universität Tübingen und der Universität Konstanz. Im Jahr 1999 erhielt er den Ruf auf die Forschungsprofessur für „Cognitive Neuroscience of Language“ an das Cognition and Brain Sciences Unit des Medical Research Council in Cambridge, wo er bis 2011 die gleichnamige Arbeitsgruppe leitete. Daneben war er Fellow am Wolfson College, Cambridge University, und Honorary/Visiting Professor an Universitäten in Bangor, Cambridge, Helsinki, Plymouth und St Petersburg. Im Herbst 2011 wechselte er an die Freie Universität, an der er seither am Fachbereich Philosophie und Geisteswissenschaften, dem Institut für Deutsche und Niederländische Philologie und im Exzellenzcluster Languages of Emotion tätig ist. Seit 2013 ist er dem faculty member der Berlin School of Mind and Brain. Als Biologe, Psychologe und Sprachwissenschaftler liegen seine Forschungsschwerpunkte auf den Gehirnmechanismen der Sprache und deren Störung bei funktioneller Beeinträchtigung des Gehirns. Hierzu werden in seinem Labor neurowissenschaftliche Untersuchungen mit verschiedenen Methoden durchgeführt. Ein wichtiger angewandter Forschungsschwerpunkt ist die Behandlung von Sprachstörungen nach Schlaganfall (Aphasien).

Zeit & Ort

17.06.2014 | 16:00 c.t. - 18:00

Freie Universität Berlin, Habelschwerdter Allee 45, Hörsaal 1A, 14195 Berlin