Springe direkt zu Inhalt

Literatur und Architektur in intermedialer Perspektive

Workshop der Emmy Noether-Nachwuchsgruppe „Bauformen der Imagination. Literatur und Architektur in der Moderne“

24.05.2012

Organisation: Julia Weber, Barbara Piatti

„Why is it that literary modernism is so rarely studied in conjunction with architectural modernism, when both of these movements have done so much to define the material and the intellectual landscape in which we live?“ fragt der Schweizer Literaturwissenschaftler David Spurr in dem 2007 erschienenen Aufsatz „An End to Dwelling. Reflections on Modern Literature and Architecture". Gerade in der Moderne trete die Architektur als gesellschaftliche Theorie und Praxis in eine kommunikative Spannung mit den bildenden Künsten und der Literatur, deren umfassende Analyse jedoch noch ausstehe.

Auch in zeitgenössischen Untersuchungen zu Intermedialität findet bisher kaum eine nennenswerte Auseinandersetzung über das Verhältnis von Architektur und Literatur statt. Im Gegensatz zu den zahlreichen Untersuchungen von intermedialen Phänomenen zwischen Musik und Literatur, Malerei und Literatur, Photographie oder Film und Literatur wird das Verhältnis von Architektur und Literatur bisher erst in Ansätzen reflektiert. Zwar existieren wegweisende Einzelstudien (u.a von Gerhard Neumann, Detlev Schöttker, Christian W. Thomsen u.v.a.), aber eine systematische, theoretisch vertiefte Auseinandersetzung zu den Wechselwirkungen der beiden Künste steht noch aus.

Der eintägige interdisziplinäre Workshop möchte hier ansetzen: Gemeinsam wollen wir versuchen, die Wechselwirkungen, Konvergenzen und Komplementaritäten zwischen Architektur und Literatur in den Blick zu bekommen. Anhand ausgewählter literarischer Beispiele wollen wir untersuchen, wie Architektur in der Fiktion thematisiert und repräsentiert wird und welche Funktionen ihrer Darstellung zukommen können. Was, so könnte man fragen, haben Stifters oder Kafkas Architekturen mit der Wissenschaft vom Bauen zu schaffen? Welches Wissen über die Architektur ist in Literatur gespeichert und wie lässt es sich freilegen? Umgekehrt wollen wir aber auch fragen, welches analytische und kritische Potenzial die Literatur für die Architekturästhetik bietet und welche Bedeutung den literarischen Texten und ihren fiktionalen Architekturen bei Bau- und Planungsprozessen praktizierender Architekten zukommen kann (nicht von ungefähr gehören zur obligatorischen Lektüre von Generationen von angehenden Architekten und Architektinnen kanonische Texte u.a. von Borges, Calvino, Frisch und Reimann).