Organisation: Martin Baisch, Jutta Eming

30. September bis 2. Oktober 2011

Trotz seiner großen Popularität von der Antike bis in die Neuzeit wurde der europäische Liebes- und Abenteuerroman lange Zeit von der Literaturwissenschaft vernachlässigt. Erst seit Mitte der 80er Jahre erfährt die Gattung ein stärkeres Interesse durch die Philologien. Die internationale und interdisziplinäre Tagung resümiert die bisherigen Resultate der Forschung und bestimmt, welche weiter führenden Perspektiven sich entwickelt haben, und wo nach wie vor Desiderate bestehen. Die Nennung von ‚Hybridität‘ im Tagungstitel nimmt in diesem Sinne einen mittlerweile in der Forschungsdiskussion etablierten Begriff zur Analyse der für den Romantyp charakteristischen Mischung von Gattungs- und Erzählmustern auf; die Anführung des Konzepts des ästhetischen ‚Spiels‘ verweist auf die kreativen Potentiale der Gattung in ihrer Verwendung poetologischer, narratologischer und Emotionen erzeugender Verfahren, die es vielfach erst noch zu erschließen gilt. Dabei finden folgende Temenfelder besondere Berücksichtigung:

Komparatistische Zugänge, Interdisziplinarität, Retextualität, Medialität, Gattungszugehörigkeit und Kanonisierung, Erzähltheorie und historische Narratologie, Emotionstheorie, poetologische Ansätze.

Programm

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Freitag, 30. September 2011

Begrüßung: Martin Baisch, Jutta Eming

Erste Sektion: Gattung und Reflexion (Moderation: Ingrid Kasten, FU Berlin)

• Christine Putzo (Fribourg): Der mittelhochdeutsche "Liebesund Abenteuerroman". Fragen an einen Gattungsbegriff

• Lydia Jones (Vancouver): The Logic of a Period: The Modernization of Punctuation in Karl Bartsch's Edition of Konrad's Partonopier und Meliur

• Markus Stock (Toronto): Herkunft und Hybridität in Mai und Beaflor

• Matthias Meyer (Wien): Hintergangene und Hintergeher. Überlegungen zu einer Poetik der Intrige in Mai und Beaflor, Friedrich von Schwaben und Wilhelm von Österreich

Abendvortrag: Friedrich Wolfzettel (Frankfurt a. M.): Idylle im Spätmittelalter: Paris et Vienne

Samstag, 1. Oktober 2011

Zweite Sektion: Inzest und Emotion im Liebes- und Abenteuerroman (Moderation: Jutta Eming, FU Berlin)

• Elizabeth Archibald (Bristol): Relative Roles in Medieval Incest Stories

• Nora Hagemann (FU Berlin): Zur Funktion von Vorgeschichten. Die Inzestthematik im Liebes- und Abenteuerroman

• Andrew James Johnston (FU Berlin): The Adventure of Periodization: Chaucer’s Multiple Temporalities in the Man of Law’s Tale

Dritte Sektion: Das Begehren der Dinge (Moderation: Marina Münkler, Dresden)

• Margreth Egidi (Konstanz): Gegenweltliche Ding-Objekte im Apollonius von Tyrland

• Martin Baisch (FU Berlin): Die Faszination der Dinge im Liebes- und Abenteuerroman

• Franziska Wenzel (Dresden): Die Struktur des Begehrens. Erzählprinzipien des Minne- und Aventiureromans

Vierte Sektion: Der antike Liebes- und Abenteuerroman und sein Weiterleben bis in die Neuzeit (Moderation: Ralf Schlechtweg-Jahn, FU Berlin)

• Stavroula Constantinou (Nicosia): Retelling the Tale: The Rewriting of the Byzantine Version of Floire and Blancheflor

• Günter Berger (Bayreuth): Charitons Kallirhoe: ein früher antiker Liebesroman und seine späte Entdeckung

• Helmut Puff (Ann Arbor): Das Abenteuer des Lesens im Liebes- und Abenteuerroman des 16. Jahrhunderts

• Gaby Pailer (Vancouver): Liebe, Abenteuer und weibliche (Selbst-) Bildung: Charlotte Schillers narrative Verarbeitung der historischen Geschicke von Marguerite de Navarre

Fünfte Sektion: Raum und Erzählen (Moderation: Hans-Jürgen Scheuer, HU Berlin)

• Annette Gerok-Reiter (Tübingen): Raumverschaltungen als Erzählprinzip im Liebes- und Abenteuerroman? Überlegungen zum Partonopier Konrads von Würzburg

• Uta Störmer-Caysa (Mainz): Lose Fäden. Nichterzähltes und Unbeendetes in Konrad Flecks Flore und Blanscheflur

• Annegret Oehme (UNC Chapel Hill): Elia Levitas Paris un Viene. Die jiddische Bearbeitung eines europäischen Erzählstoffes

Sechste Sektion: Der Liebes- und Abenteuerroman im Spätmittelalter (Moderation: Michael Mecklenburg, Kassel)

• Brigitte Burrichter (Würzburg): La Belle Maguelonne

• Peter Baltes (FU Berlin): Reformierte Wunder. Zum Wunderbaren in der Schönen Magelona

• John Greenfield (Porto): Romanhaftes in der Lenda de Gaia

• Gyburg Uhlmann (FU Berlin): Amor und Psyche – eine platonische Novelle in einem hellenistischen Roman?

 

Die Tagung wird gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft, das Exzellenzcluster "Languages of Emotion", von Geldern aus der leistungsorientierten Mittelvergabe für Gleichstellung durch die Frauenbeauftragte und das Dekanat des Fachbereichs Philosophie und Geisteswissenschaften der Freien Universität Berlin und durch das Interdisziplinäre Zentrum "Mittelalter – Renaissance – Frühe Neuzeit" der FU Berlin.