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Töten. Affekte, Akte und Formen

Eine Tagung des Clusters "Languages of Emotion", des Interdisziplinären Zentrums für Historische Anthropologie an der Freien Universität Berlin und der Gesellschaft für Historische Anthropologie

17.02.2011

Organisation: Christoph Wulf und Jörg Zirfas

17.-19. Februar 2011

Für die Erforschung von Emotionen spielen Grenzsituationen eine wichtige Rolle. In ihnen zeigen sich Aspekte, die für das Verständnis von Emotionen und die Erklärung ihrer Dynamik und Performativität von zentraler Bedeutung sind. Töten ist eine solche Grenzsituation. Daher ist es für die Erforschung der Emotionen aufschlussreich zu untersuchen, wie die Akte des Tötens inszeniert werden und welche Emotionen dabei entstehen. Im hier gewählten konzeptuellen und methodischen Vorgehen geht es darum herauszuarbeiten, wie der historische und kulturelle, der politische, institutionelle und soziale Kontext die Emotionen beim Töten bestimmen. Zugleich gilt es die Frage zu untersuchen, ob nicht Töten auch Emotionen verursacht, die trotz ihrer Kontextgebundenheit universell sind. Im Zentrum der Tagung steht die Frage, wie der universelle und der partikulare Charakter des Tötens miteinander verwoben sind. An zahlreichen Fallstudien soll untersucht werden, wie individuelle und kollektive Emotionen ineinandergreifen und Rituale, Gesten und Akte des Tötens inszeniert und aufgeführt werden.

Programm

Donnerstag, 17. Februar

Akte und Objekte

Diskussionsleitung - Christoph Wulf (Berlin), Jörg Zirfas (Erlangen)

  • Die Eigenart des Tötens - Hans-Dieter Bahr (Philosophie, Tübingen)
  • Gefühle beim Töten - Alain Montandon (Literaturwissenschaft, Clermont-Ferrand)
  • Töten als Rechtsakt - Wolfgang Schild (Justiz, Bielefeld)
  • Der geheime Zusammenhang zwischen Liquidation und Liquidierung - Katja Birkenbach (Betriebswirtschaft, Berlin)
  • Auf Leben und Tod. Setzungen des Tötens - Hajo Eickhoff (Historische Anthropologie, Berlin)
  • Jagen und Töten - Gabriele Sorgo (Kulturwissenschaft, Wien)
  • Töten, nicht-menschlich: Pflanze und Tier - Andreas Brenner (Philosophie, Basel)
  • Eine Verhaltenslehre des Nicht-Tötens? Über Nähe und Distanz zwischen Gesichtern - Karsten Lichau (Historische Anthropologie, Berlin)
  • Töten allein reicht nicht: Diskurse über Kannibalismus im kambodschanischen Bürgerkrieg - Ute Luig (Ethnologie, Berlin)

Freitag, 18. Februar

Formen und Kulturen

Diskussionsleitung - Claudia Benthien (Hamburg)

  • Lustmord - Maren Hoffmeister (Sozialwissenschaften, Braunschweig)
  • So viele Tote. Über verschiedene Arten, den Bauchschuss zu inszenieren - Jörn Ahrens (Soziologie, Gießen)
  • Selbstmord - Udo Grashoff (Geschichts- u. Kulturwissenschaften, Leipzig)
  • Der Mord am inneren Objekt: Tötungs- und Selbsttötungsphantasien in der Psychodynamik Suizidaler - Benigna Gerisch (Psychoanalyse, Hamburg)
  • Literarische Reflexionen über das Töten im modernen Krieg. Täter, Opfer und die Position des Dritten - Bernd Hüppauf (Kulturwissenschaft, New York/Berlin)

Diskussionsleitung - Doris Schuhmacher-Chilla (Köln)

  • Völkermord - Hans-Jürgen Wirth (Psychoanalyse, Bremen)
  • Transgenerationale Nachwirkungen massenhaften Tötens. Deutschland seit der NS-Zeit - Uta Ottmüller (Geschichte, Berlin)
  • Die Ermordung der schwangeren Ägypterin Marwa: Im Spiegel islamischer Medien und narrativer Interviews mit Familien ägyptischer Herkunft - Bernd Wagner (Erziehungswissenschaft, Berlin)
  • "Tötet mich, o meine Freunde…". Der Märtyrertod des sūfī al-Hallāğ in der islamischen Ikonographie - Constantin Canavas (Lebenswissenschaften, Hamburg)
  • Motivation töten. Bericht von einem Rundblick in Japan - Peter Ackermann (Japanese Studies, Erlangen)
  • Aktion und Prozess. Über den Exzess des Tötens in Medien - Eckhard Hammel (Medienwissenschaftler, Berlin)

Mitgliederversammlung der Gesellschaft für Historische Anthropologie

Samstag, 19. Februar

Künste und Medien

Diskussionsleitung - Holger Schulze (Berlin)

  • Der Kuss des Todes - Burkhard Scherer (Literaturwissenschaft, Canterbury)
  • Tötung implizit. Fiktiver Zeuge Kamera - Doris Schumacher-Chilla (Kunstwissenschaft, Köln)
  • Töten in der deutschen Berichterstattung über den Afghanistan- und Irak-Krieg - Anna Bergmann (Geschichte und Soziologie, Innsbruck)
  • Kann Theater töten? Überlegungen zu Artaud und Brecht - Matthias Warstat (Theaterwissenschaft, Erlangen)
  • Storms Schimmelreiter– Das Töten als Hingabe an die Sache - Birgit Althans (Kulturwissenschaft, Trier)
  • Ver-Nichten. Zur Shoah-Lyrik Paul Celans - Claudia Benthien (Literaturwissenschaft, Hamburg)