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Rhetorik der Verunsicherung - Muster negativer Affekt-Strategien und ihre persuasive Funktion (413)

Zur Überzeugung eines Gegenübers bedarf es nicht nur guter Argumente, sondern oft auch seiner nachhaltigen Verunsicherung. Das Projekt untersucht Strategien, die in der (literarischen und mündlichen) Rede hierfür eingesetzt werden.

Dass rhetorische Mittel nicht nur affektiv positiv wirken können und genutzt werden, um die Zuhörer zu begeistern, zu gewinnen, zu erfreuen usw., sondern auch um zum Nachdenken zu bringen und emotional aufzuregen, haben bereits die antiken Rhetoriker erkannt.

Als die 'Kunst, gut zu reden' zielt die Rhetorik auf einen Überredungsvorgang, dessen Erfolg an der erwirkten Überredung bzw. Überzeugung (persuasio) bemessen wird. Der Erfolg beruht jedoch oft auf dem Einsatz destruktiver Mittel, die den Gesprächspartner nicht überzeugen, sondern vielmehr intellektuell wie affektiv entsetzen sollen. Die leitende These des Projekts lautet, dass weder in der antiken rhetorischen Theoriebildung noch in der modernen diskurs- und kognitionslinguistischen Forschung bislang die Seite der Verunsicherung des zu überzeugenden Gesprächspartners hinreichend reflektiert und insbesondere auch nicht systematisiert worden ist.

Das Ziel des interdisziplinär angelegten Projektes ist die Analyse und Herausarbeitung von Strategien affektiver Irritation, die bis zur Verstörung führen können, und der damit intendierten Umstimmung. Hierfür verbinden sich Vertreter der Klassischen Philologie, der Sprach- und Literaturwissenschaft, um in wechselseitiger Ergänzung ihrer methodisch unterschiedlichen empirischen, theoretischen und historischen Ansätze die funktionale Seite der 'verunsichernden Rhetorik' möglichst umfassend zu untersuchen.

Publikationen

Fuhrer, T. (2013). Die Aporie und ihre Prämissen: Zur Argumentationsstruktur in Augustins De ordine. Föllinger, S., Müller, G. (Eds.). Der Dialog in der Antike. Formen und Funktionen einer literarischen Gattung zwischen Philosophie, Wissensvermittlung und dramatischer Inszenierung. Berlin: W. de Gruyter. 87–106.

Damisch, S. (2012). Erzählen Sie doch nicht so einen Unsinn! Verunsicherungsstrategien in moderner öffentlicher Kommunikation. Iakushevich, M., Arning, A. (Eds.). Strategien persuasiver Kommunikation. Hamburg: Dr. Kovac. 167–186.

Schwarz-Friesel, M. (2012, Im Druck). Ironie. Klabunde, R., Primus, B. (Eds.). Semantik und Pragmatik. Berlin, New York: de Gruyter.

Damisch, S., Marx, K., Schwarz-Friesel, M. (2012). Persuasive Strategien der affektiven Verunsicherung im aktuellen Diskurs: Ironisieren, kritisieren, beleidigen in öffentlichen Streitgesprächen. Pohl, I., Ehrhardt, H. (Eds.). Sprache und Emotion in öffentlicher Kommunikation. 227-254. Frankfurt: Lang.

Fuhrer, T. (2012). Conversationalist and Consultant: Augustine in Dialogue. Vessey, M. (Ed.). A Companion to Augustine (Blackwell Companions to the Ancient World). 270-283. Oxford: Blackwell.

Fuhrer, T. (2012). Triumph und Theater im Text. Literarische Inszenierungen imperialer Repräsentation in Rom. Fischer-Lichte, E., Warstat, M., Littmann, A. (Eds.). Theater und Fest in Europa. Perspektiven von Identität und Gemeinschaft. 80-94. Tübingen: Francke Verlag.

Fuhrer, T. (2012). Autor-Figurationen: Literatur als Ort der Inszenierung von Kompetenz. Fuhrer, T., Renger, A.-B. (Eds.). Performanz von Wissen: Strategien der Wissensvermittlung in der Vormoderne. 130-147. Heidelberg: Winter.

Fuhrer, T. (2012). Erneuerung im Alter: Augustins Aetates-Lehre. Fitzon, T., Linden, S., Kathrin Liess, K., Elm, D. (Eds.). Alterszäsuren. Zeit und Lebensalter in Literatur, Theologie und Geschichte. 261-287. Berlin: De Gruyter.

Foolen, A., Lüdtke, U., Schwarz-Friesel, M. (2011). Kognition und Emotion. Braun, O., Lüdtke, U. (Eds.). Sprache und Kommunikation - Behinderung, Bildung und Partizipation. Stuttgart: Kohlhammer.

Fuhrer, T. (2011). Krieg und (Un-)Gerechtigkeit. Augustin zu Ursache und Sinn von Kriegen. Formisano, M., Böhme, H. (Eds.). War in Words. Transformations of War from Antiquity to Clausewitz. 23-36. Berlin/New York: de Gruyter.

Fuhrer, T. (2011). Usus iustus - usus Christianus: Augustinus zum 'rechten' Umgang mit paganem Bildungswissen. Mayer, C., Müller, C., Förster, G. (Eds.). Augustinus. Bildung - Wissen - Weisheit. 49-68. Würzburg: Echter.

Fuhrer, T. (2011). Allegorical Reading and Writing in Augustine's Confessions. van den Berg, J. A. et al. (Ed.). 'In Search of Truth': Augustine, Manichaeism and other Gnosticism. 25-45. Leiden: Brill.

Fuhrer, T. (2010). Vergil’s Aeneas and Venus acting with words: miscarried dialogues. Fuhrer, T., Nelis, D. (Eds.). Acting with words. Communication, rhetorical performance and performative acts in Latin literature. 63-78. Heidelberg: Winter.

Fuhrer, T. (2010). Wollen oder Nicht(-)Wollen: Zum Willenskonzept bei Seneca. Müller, J., Hofmeister Pich, R. (Eds.). Wille und Handlung in der Philosophie der Kaiserzeit und Spätantike. 69-94. Berlin, New York: de Gruyter.

Fuhrer, T., Nelis, D. (Eds.) (2010). Acting with words. Communication, rhetorical performance and performative acts in Latin literature. Heidelberg: Winter.

Schwarz-Friesel, M. (2010). Expressive Bedeutung und E-Implikaturen - Zur Relevanz konzeptueller Bewertungen bei indirekten Sprechakten: Das Streichbarkeitskriterium und seine kognitive Realität. Rudnitzky. W. (Ed.). Kultura kak tekst (Kultur als Text). 12-27: SGT.

Fuhrer, T. (2009). Alter und Sexualität: Die Stimme der alternden Frau in der horazischen Lyrik. Elm, D., Fitzon, T., Liess, K., Linden, S. (Eds.). Alterstopoi. Das Wissen von den Lebensaltern in Literatur, Kunst und Theologie. 49-69. Berlin/New York: de Gruyter.

Fuhrer, T. (2009). La révélation de soi comme stratégie d’authenticité : la représentation du « moi » dans les « Confessions » d’Augustin. Van Mal-Maeder, D., Burnier, A., Loreto Núnnez, L. (Eds.). Jeux de voix. Énonciation, intertextualité et intentionnalité dans la littérature antique. 385-398. Frankfurt am Main/Bern: Lang.

Fuhrer, T. (2009). Hermeneutik und Metaphysik: Augustin über die Arbitrarität von Sprache. Förster, G., Grote, A.E.J., Müller, C. (Eds.). Spiritus et Littera. Beiträge zur Augustinus-Forschung. 129-150. Würzburg: echter.

Schwarz-Friesel, M. (2009). Ironie als indirekter expressiver Sprechakt: Zur Funktion emotionsbasierter Implikaturen bei kognitiver Simulation. Bachmann-Stein, A., Merten, S., Roth, Ch. (Eds.). Perspektiven auf Wort, Satz und Text. Semantisierungsprozesse auf unterschiedlichen Ebenen des Sprachsystems. Festschrift für Inge Pohl. 223-232. Trier: Wissenschaftlicher Verlag.

Fuhrer, T. (2008). Augustine on the power and weakness of words. Papers of the Langford Latin Seminar 13. 365-383.

Fuhrer, T. (2008). De-Konstruktion der Ich-Identität in Augustins Confessiones. Arweiler, A., Möller, M. (Eds.). Vom Selbst-Verständnis in Antike und Neuzeit: Notions of the Self in Antiquity and Beyond. 175-188. Berlin, New York: de Gruyter.

Schwarz-Friesel, M. (2008). Sprache, Kognition und Emotion: Neue Wege in der Kognitionswissenschaft. Kämper, H., Eichinger, L. M. (Eds.). Sprache-Kognition-Kultur. 277-301. Berlin, New York: de Gruyter.

Schwarz-Friesel, M. (2008). Einführung in die Kognitive Linguistik. Tübingen: Francke. Dritte vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage

Voehler, M. (2008). Zwischen Pathos und Reflexion. Bewegte Erfahrungen in der antiken Rhetorik. Henning, A., Obermayr, B., Wessels, A., Wilm, M.-C. (Eds.). Bewegte Erfahrungen. Zwischen Emotionalität und Ästhetik. 17-26. Zürich: Diaphanes.

Schwarz-Friesel, M. (2007). Sprache und Emotion. Tübingen: Francke.

Skirl, H., Schwarz-Friesel, M. (2007). Metapher. Heidelberg: Winter.