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Süddeutsche Wallfahrtskirchen des 18. Jahrhunderts als Rahmung verehrter Gnadenbilder

Das Projekt untersucht süddeutsche Wallfahrtskirchen des 18. Jahrhunderts in ihrer Funktion als affektmodellierende Rahmung verehrter Gnadenbilder.

Projektnr.: G 113

Dörte Wetzler

In meiner Arbeit untersuche ich süddeutsche Wallfahrtskirchen des 18. Jahrhunderts in ihrer Funktion als Rahmung verehrter Gnadenbilder. Dabei folge ich dem Ansatz von David Ganz und Georg Henkel, die das Phänomen der Bilderverehrung als eine von Projektion und Retrojektion gekennzeichnete Beziehungsdimension zwischen Bild und Rezipient auffassen. Eine wichtige Rolle spielen dabei die rahmenden Medien, die das Bild aktivierend, kommentierend oder distanzierend umgeben und das Verhältnis zum Rezipienten modellieren.

Diese Funktion enthält insofern ein Spannungsmoment, als sie an den Aushandlungsprozessen nachtridentinischer Bilderverehrung einen wichtigen Anteil hatte. Im Zuge der Reformation kritisch geworden, legte das Tridentinische Konzil den Status von Heiligenbildern lehramtlich als verweisende Zeichen fest; nicht sie selbst, sondern die Heiligen sollten durch die Bilder hindurch verehrt werden. In der Praxis stand dies jedoch einem tradierten, höchst eigendynamischen laienfrommen Verständnis von Gnadenbildern als quasisakramentalen Orten der Präsenz des Heiligen gegenüber. Der Gestaltung des Verhältnis´ von Bild und Gläubigem durch ästhetische Rahmungen kam damit zentrale religionspädagogische und kultsteuernde Bedeutung zu.

Diese spezifische Rolle untersucht die Arbeit exemplarisch am Beispiel der Wallfahrtskirche zum Gegeißelten Heiland, kurz Wieskirche (1744 bis 1759 erbaut). Es wird gefragt, wie Architektur und Ausstattung den Status des Gnadenbildes verhandeln. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf der sowohl stimulierenden als auch regulierenden Formung der Beziehung von Bild und Betrachter, wobei insbesondere der Rolle von Affektmodellierung nachgegangen wird. Wie werden Nähe beziehungsweise Distanz erzeugt und welche affektiven Zustände sollen hervorgerufen werden?

Disziplin

Kunstgeschichte

Betreuer

Prof. Dr. Klaus Krüger

Prof. Dr. Christiane Salge