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Zur Bedeutung von Gefühl für Glauben und Wissen in den Spätschriften G.W.F. Hegels

Woher wissen wir, wann wir wirklich etwas wissen oder wann wir "lediglich" etwas glauben? Sind Glauben und Wissen rein rationale Vorgänge oder spielt in ihnen auch Gefühl eine Rolle? Wie kommt Gewissheit zustande?

Projektnr.: G 207

Dorothea Katharina Ritter

Gegenwärtig wird von Seiten der Emotionsforschung eine Verabschiedung rein rationalitätszentrierter Analysen kognitiver Vorgänge nahegelegt zugunsten einer Betrachtung ihres Zusammenspiels mit emotionalen oder affektiven Prozessen. Allerdings ist bis heute das Verhältnis von Rationalität und Gefühl respektive von begrifflichem Denken und Gefühl bei weitem nicht abschließend geklärt, sondern bleibt stark umstritten.

Meine in der Philosophie angesiedelte Doktorarbeit untersucht in einer systematischen Perspektive unter Berücksichtigung philosophiegeschichtlicher Aspekte die Bedeutung von Gefühl für Glaubens- und Wissensprozesse. Mein Vorhaben organisiert sich um die systematische Forschungsfrage, inwiefern eine Erklärung von Glauben und Wissen erst dann als vollständig erachtet werden kann, wenn sie neben rationalen Kriterien auch Gefühlsaspekte integriert. Eine derartige Integration von Gefühlsaspekten scheint dann geboten, wenn an die Stelle einer statischen Konzeption des Verhältnisses von Glauben und Wissen ein dynamisches und prozessuales Verständnis tritt.

In einer derartig korrigierten dynamischen Konzeption der Relation von Glauben und Wissen tritt nicht nur zutage, dass diese immer schon aufs Intimste prozessual miteinander verschränkt sind. Vielmehr, so meine These, kommt in Glaubens-Wissens-Prozessen Gefühl die Rolle eines Movens sowie eine regulative Funktion zu. So ist gerade Gewissheit die Reibefläche, an der sich Gefühl und Wissen reflektieren und die ebenso durch Gefühl und Wissen reguliert wird.

Die Hegelschen Spätschriften liefern ein fruchtbares Instrumentarium, um den beschriebenen Sachverhalt begrifflich fassbar zu machen. Ein Augenmerk gilt in diesem Kontext einer systematischen Weiterentwicklung des Hegelschen Konzeptes des "Selbstgefühls". Ferner bilden die Spätschriften eine Arbeitsfolie, um Folgeprobleme zu diskutieren: Welche normativen Implikationen birgt die korrigierte, um Gefühlsaspekte erweiterte Erkenntnislogik von Glauben und Wissen? Welche Konsequenzen ergeben sich in Hinblick auf die Subjektivität respektive Objektivität ihrer Geltungsansprüche?

Disziplin

Philosophie

Betreuer

Prof. Dr. Hilge Landweer

Prof. Dr. Axel Honneth (Frankfurt a.M.)