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Affektivität in konversationellen Erzählungen (202)

Wie signalisieren wir Emotionen in der alltäglichen Interaktion? Welche verbalen und nonverbalen Mittel werden vom Sprecher eingesetzt, um Affektivität für Rezipienten erkennbar zu machen? Wie gehen die Interaktionspartner weiter damit um?

Der Fokus unseres Projektes richtet sich auf Affektivität, wie sie in Erzählungen in Alltagsgesprächen sichtbar wird. Untersucht wird (a) wie vom Sprecher verbale, prosodische und visuelle Hinweise eingesetzt werden, um für den Rezipienten bestimmte Affekte im jeweiligen Kontext verständlich zu machen, und (b) wie der Rezipient darauf reagiert, oder allgemeiner, wie die dargestellten Affekte im weiteren Gesprächsverlauf bearbeitet und "gemanagt" werden.

Datenbasis unseres Projekts sind audio-visuelle Aufnahmen von natürlichen Interaktionen, die transkribiert und auf der Mikroebene analysiert werden. Das Ziel der Untersuchung ist es, eine 'interaktionale Grammatik' der Darstellung von Affektivität und des Affektmanagements in der Interaktion aufzudecken.

Die eingesetzten Methoden entstammen der Konversationsanalyse, der interaktionalen Linguistik und der Multimodalitätsforschung. Analysiert wird insbesondere, wie folgende Mittel eingesetzt werden:

  • rhetorische, lexiko-semantische, syntaktische und phonetisch-phonologische Mittel; z.B. Haj: <<len>´`HOLla.>

  • prosodische Mittel (einschließlich Stimmqualität)

  • visuelle Mittel wie Körperhaltung und deren Veränderungen, Kopfbewegungen, Handbewegungen, Blickverhalten und Mimik

Unsere Analysen zeigen, wie Affektivität dynamisch in Interaktionen erkennbar gemacht und bearbeitet wird. Es wird klar, dass Affektivität nicht nur ein somatisches und/oder kognitives Phänomen des Individuums ist, sondern ganz wesentlich auch ein interaktionales Phänomen, das von den Interaktionspartnern im Gespräch gemeinsam hergestellt und ausgehandelt wird. Eine solche Analyse trägt zur allgemeinen Modellierung der "Sprachen der Emotion" bei.

Publikationen

Kupetz, M. (Im Druck). Empathy displays as interactional achievements - multimodal and sequential aspects. To appear in: Journal of Pragmatics.

Kupetz, M. (2013). Verstehensdokumentationen in Reaktionen auf Affektdarstellungen am Beispiel von "das glaub ich". A. Deppermann. Deutsche Sprache 13 (1). 72-96 (Special issue on "Interaktionale Linguistik des Verstehens").

Selting, M. (2013). Verbal, vocal, and visible practices in conversational interaction. C. Müller & E. Fricke & A. Cienki & D. McNeill (Eds.). Body - Language - Communication. An International Handbook. Berlin: de Gruyter. 589-609.

Couper-Kuhlen, Elizabeth (2012). On affectivity and preference in responses to rejection. Text and Talk 32 (4). 453-476.

Couper-Kuhlen, E. (2012, Im Druck). On doing empathy with the voice. On doing empathy with the voice.

Selting, M. (2012). Complaint stories and subsequent complaint stories with affect displays. Journal of Pragmatics 44. 387-415.

Sugita, Y. (2012). Minimal affect uptake in a pre-climax position of conversational “scary” stories. Journal of Pragmatics 44 (10). 1273–1289.

Couper-Kuhlen, E. (2012). Exploring affiliation in the reception of conversational complaint stories. Peräkylä, A., Sorjonen, M. (Eds.). Emotion in Interaction. 113-146. Oxford/New York: Oxford University Press.

Couper-Kuhlen, E. (2012). Affectivity in cross-linguistic and cross-cultural perspective. Stehl, T. (Ed.). Sprachen in mobilisierten Kulturen: Aspekte der Migrationslinguistik. 231-257. Potsdam: Universitätsverlag.

Couper-Kuhlen, E. (2011, Im Druck). When turns start with because: An exercise in interactional syntax. Lenker, U., Meurmans, A. (Eds.). Studies in Variation, Contacts and Change in English: Varieng.

Barth-Weingarten, D.; Couper-Kuhlen, E. (2011). A system for transcribing talk-in-interaction: GAT 2. Gesprächsforschung - Online-Zeitschrift zur verbalen Interaktion. Übersetzt und adaptiert von Selting u.a. 2009.

Selting, M. (2011). The grammar of constructing climaxes of amusing stories. VALS-ASLA Jahrestagung: Grammatik des Sprechens - Grammatik des Handelns. Bern.

Couper-Kuhlen, E., Reber, E. (2010). Interjektionen zwischen Lexikon und Vokalität: Lexem oder Lautobjekt?. Deppermann, A., Linke, A. (Eds.). Sprache intermedial. Stimme und Schrift, Bild und Ton. 69-96. Berlin/New York: De Gruyter.

Kupetz, M. (2010). Multimodal Aspects of Affectivity in Interaction and Language Acquisition - An ICCA 2010 report. Gesprächsforschung - Online-Zeitschrift zur verbalen Interaktion 11. 283-293.

Selting, M. (2010). Affectivity in conversational storytelling. An analysis of displays of anger or indignation in complaint stories. Pragmatics 20 (2). 229-277.

Selting, M. et al. (2009). Gesprächsanalytisches Transkriptionssystem 2 (GAT 2). Gesprächsforschung - Online-Zeitschrift zur verbalen Interaktion (ISSN 1617-1837) 10. 223-272.

Couper-Kuhlen, E. (2009). A sequential approach to affect: The case of 'disappointment'. Haakana, M., Laakso, M., Lindström, J. (Eds.). Talk in interaction-comparative dimensions. 94-123. Helsinki: Finnish Literature Society (SKS).