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Bauformen der Imagination. Literatur und Architektur in der Moderne (GW 704)

Die Emmy Noether-Nachwuchsgruppe untersucht die dynamischen Interaktionen zwischen den beiden Künsten Literatur und Architektur in intermedialer und raumanthropologischer Perspektive.

Ausgehend von der Beobachtung, dass sich Literatur und Architektur besonders seit dem 18. Jahrhundert mehrfach aneinander angenähert und aufeinander bezogen haben, untersucht die Emmy Noether-Nachwuchsgruppe "Bauformen der Imagination. Literatur und Architektur in der Moderne" die dynamischen Interaktionen zwischen den beiden Künsten in intermedialer und raumanthropologischer Perspektive.

Ziel ist es, anhand von exemplarischen Fallstudien dazu beizutragen, die Geschichte der kulturellen Verschränkung der beiden Kunstformen zu erhellen und dabei neue methodische Zugänge zu entwickeln, denen es gelingt, die verschiedenen Ebenen der Interaktion zwischen den beiden Künsten in den Blick zu bekommen. Im Zentrum der interdisziplinären Gruppe stehen die beiden Untersuchungszeiträume "um 1800" und 1910-1935, die sich durch große Bauschübe und einen besonders intensiven Austausch zwischen Architekten und Literaten auszeichnen. Während man "um 1800" eher eine Einwirkung des Poetischen auf die Architektur ausmachen kann, ist in der klassischen Moderne umgekehrt stärker von einer Meinungsführerschaft der Architektur zu sprechen, von der wichtige Impulse für literarische Fragestellungen ausgehen. Anhand ausgewählter Beispiele wird in beiden Zeiträumen untersucht, wie Architektur in der Fiktion thematisiert und repräsentiert wird und welche Funktionen ihrer Darstellung in literarischen Texten zukommen können. Umgekehrt wird auch gefragt, welches analytische und kritische Potenzial die Literatur für die Architekturästhetik bietet.

Dabei verfolgt die Gruppe eine raumanthropologische Perspektive: Ausgehend von der These, dass sich um 1800 in literarischen Texten eine zeichenhafte Verknüpfung von Raum und Emotion etabliert, untersucht sie, wie sich in der Moderne eine neue Dimension des menschlichen Raumverhältnisses entwickelt, demzufolge das Subjekt inhärent räumlich gedacht wird. Die Konturen dieses räumlichen Subjektverständnisses sollen in Beziehung zu den diskursiven Verschränkungen von Architektur und Literatur gesetzt und herausgearbeitet werden.