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Die Aufspaltung des Zuschauers. Suspense, Paranoia und Melancholie im Kino des New Hollywood

Ziel des Projektes ist es, den Zusammenhang zwischen filmischer Bewegung und der Darstellung und Entstehung emotionaler Zustände theoretisch zu fundieren sowie an einem historisch präzise definierten Gegenstand, dem Kino des New Hollywood, analytisch greifbar zu machen.

Projektnr.: G 107

Hauke Lehmann

Die Grundannahme der Arbeit ist, dass Film als Wahrnehmungsdispositiv, wie auch das Phänomen der Affizierung des Zuschauers im Kino, untrennbar mit (der Wahrnehmung von) Bewegung verknüpft ist.  Diese Annahme ist weitestgehend unbestritten. Es ist jedoch keineswegs geklärt, wie man sich den systematischen Zusammenhang zwischen diesen beiden Aussagen zu denken hat.

Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, diesen Zusammenhang theoretisch zu fundieren sowie an einem historisch präzise definierten Gegenstand, dem Kino des New Hollywood, analytisch greifbar zu machen. Die historische These lautet, dass sich mit dem Beginn des New Hollywood Ende der 1960er Jahre eine affektpoetische Transformation ereignet, welche sowohl das expressive Register filmischer Verfahren zur Erzeugung und Gestaltung von Bewegung betrifft, als auch die Art und Weise, in welcher Filme den leiblich im Kino anwesenden Zuschauer affektiv adressieren. Als Basis der Untersuchung dient ein Korpus von ca. 400 gesichteten Filmen aus dem Zeitraum von 1967 bis 1980. Aus diesem Korpus werden einige wenige repräsentative Beispiele ausgewählt und einer detaillierten Analyse auf der Ebene einzelner Szenen und Einstellungen unterzogen, mit Blick darauf, wie das Verhältnis von Bewegung und Emotion jeweils gestaltet wird.

Auf der Grundlage dieser Analyse können drei wesentliche affektive Modi voneinander unterschieden werden, die das Kino des New Hollywood bestimmen, und die quer zu den Einteilungen des klassischen Genresystems stehen: Suspense, Paranoia und Melancholie. Jeder der drei Modi zeichnet sich sowohl durch ein spezifisches Verständnis filmischer Bewegung aus, als auch durch ein spezifisches affektpoetisches Regime, eine distinkte Art und Weise, den Zuschauer zum bewegten Bild ins Verhältnis zu setzen. So eröffnet die Analyse dieser Filme die Möglichkeit, auf die Frage nach dem Zusammenhang von Bewegung und Emotion eine sowohl theoretisch differenzierte als auch historisch fundierte Antwort zu geben.

Disziplin

Filmwissenschaft

Betreuer

Prof. Dr. Hermann Kappelhoff

Prof. Dr. Getrud Koch